Der Winter und das Element Wasser

Ein Schlüssel zur Traditionellen Chinesischen Medizin sind die Fünf Elemente oder Fünf Wandlungsphasen. Sie repräsentieren alle Vorgänge in der Natur, ebenso wie alle Vorgänge im Körper jedes Lebewesens. Beides ist untrennbar miteinander verbunden.
Leider entfernt sich der moderne Mensch, und damit leider auch seine Haustiere, immer weiter von der Natur und ihren Gesetzen.
Beschäftigt man sich mit den Wandlungsphasen und versucht, einige der Naturgesetze wieder in sein Leben und das seiner Tiere zu integrieren, tut man viel für die Gesundheit und den harmonischen Lebenswandel.

Dem Winter ist das Element Wasser zugeordnet, das dem größten Yin entspricht.
Wasser repräsentiert die Gegensätze: Ursprung und Ende
Gemeinhin wird die Wandlungsphase Wasser im Lebenszyklus eines Lebewesens mit dem Greisenalter und dem Tod in Verbindung gebracht.
Aber sie repräsentiert ebenfalls die Entstehung neuen Lebens, also die Lebensphase von der Zeugung bis zur Geburt. (Mit dieser tritt das neue Leben in die Wandlungsphase Holz ein.)
Das Gleiche kann man in der Natur beobachten:
Die Sonne geht immer später auf und immer früher unter. Die Jahreszeit ist dunkel, kalt und feucht und entspricht so dem Yin.

Gestern war Wintersonnenwende,
der Zeitpunkt des größten Yin im Jahresverlauf.
Ab heute werden die Tage immer ein kleines Bisschen länger. Das heißt, dass das größte Yin überwunden ist, der symbolische Tod des Jahres. Das Yang kommt erst unmerklich aber doch unaufhaltsam zurück! Es befindet sich sozusagen „im Mutterleib“, ist erst noch unsichtbar, um dann im Frühling immer heller zu strahlen, „geboren“ zu werden und die Wandlungsphase Holz einzuleiten, in der alles dem Wachstum gewidmet ist.

Im Winter ruht das Leben:
die Bäume haben ihre Blätter abgeworfen und speichern ihre Säfte im Inneren. Viele Pflanzen lassen ihre oberirdischen Teile absterben und ziehen sich unter die Erde zurück.
Dort ruhen sie, um im Frühjahr, wenn das junge Yang aufsteigt, kräftig wachsen und blühen können.
Jeder Gärtner weiß, was passiert, wenn eine Zwiebelpflanze zu früh beginnt, Blätter auszutreiben: sie wird nicht blühen.
Das Gleiche passiert uns und unseren Tieren, wenn wir die von der Natur gegebene Pause nicht nutzen, um uns zu erholen und Kraft zu tanken. Wir werden müde (Frühjahrsmüdigkeit) und das Immunsystem (Wei-Qi) ist schwach.

Früher, als es noch kein elektrisches Licht und keine Zentralheizungen gab, gingen die Menschen früh schlafen und standen spät auf. In der Landwirtschaft gab es im Winter nicht so viel zu tun, so konnten sie und ihre Haustiere sich ausruhen.

Heute geht es im Winter genauso weiter, wie immer.
Und nicht nur wir Menschen halten die Winterpause nicht mehr ein: dank vieler, vieler beleuchteter Reithallen und Hundesporthallen, in denen man bei jedem Wetter trainieren kann, überfordern wir auch unsere Tiere.

In der Yin-Zeit sollten wir auf die Natur und die alten chinesischen Philosophen hören, die da sagen:

„Die drei Wintermonate heißen Verschließen und Bewahren.
Das Wasser gefriert und die Erde bricht auf.
Es gibt keine Verbindung mehr zum Yang.
Man geht früh zu Bett und steht spät auf.
Man muss alles was man tut auf das Sonnenlicht abstimmen.
Man hält den Willen im Verborgenen zurück und kümmert sich nur um sich selbst.
So wendet man sich selbst zu und ist man selbst.
Man soll die Kälte meiden und die Wärme suchen.
Man sollte keinen Schweiß über die Haut verlieren
und damit das Qi erschöpfen.
Sich so zu verhalten ist angemessen im Winter,
Denn auf diese Weise wird das Leben erhalten und bewahrt.
Gegen diesen Strom zu gehen, hieße die Nieren zu schädigen,
was im Frühjahr Schwächung verursacht,
da es nicht genügend zur Erneuerung des Lebens beizutragen gibt.“ (Suwen)

„Die Kürze der Tage erreicht ihren Höhepunkt.
Yin und Yang ringen miteinander(…)
Der Edle fastet und übt Enthaltsamkeit.
Er lebt zurückgezogen und hält sich verborgen(…)
Er lässt Körper und Geist in Ruhe verharren und wünscht, dass seine Geschäfte aufhören.
So wartet er, bis Yin und Yang zum Ausgleich kommen.“ (Li Ji, Buch der Riten)

Veröffentlicht unter Allgemein